Immer mehr Menschen informieren sich im Internet zu Fragen rund um das Thema Testament. Testamentsgeneratoren, mit deren Hilfe man Testamente online erstellen kann, scheinen eine schnelle, günstige und rechtssichere Lösung zu sein. Sich allein auf Testamentsgeneratoren zu verlassen, ist allerdings nicht ohne Risiko.
Was sind Testamentsgeneratoren?
Testamentsgeneratoren sind – teils KI-gestützte – Online-Tools, die Nutzerinnen und Nutzern gezielt Fragen stellen, um auf der Grundlage der Antworten einen „individuellen“ Testamentsentwurf zu erstellen.
Fragen, die Nutzer beantworten müssen, beziehen sich z. B. auf den Familienstand, Kinder, Unternehmerschaft oder den Umfang des Vermögens. Außerdem wird abgefragt, wer Erbe werden soll und ob beispielsweise Vermächtnisse an andere Personen festgelegt werden sollen. Ist der Frageprozess abgeschlossen, erstellt der Testamentsgenerator ein Dokument als Vorschlag für ein Testament, das man herunterladen bzw. ausdrucken kann.
Die Tatsache, dass hier Persönliches abgefragt wird, führt dazu, dass diese Testamentsentwürfe z. B. im Vergleich zu allgemeinen Mustervorlagen stärker individualisiert sind. Je nach Detaillierungsgrad der Fragebögen haben diese Generatoren-Testamente also grundsätzlich Vorteile im Vergleich zu Mustervorlagen.
Welche Risiken gibt es, wenn man ein Testament online erstellt?
Geht es um das eigene Erbe, geht es um sehr persönliche Dinge und sehr individuelle Lebenssituationen, die in einem Testament berücksichtigt sein sollten. Nur wenn die individuelle Lebenssituation in Hinblick auf Familie und Vermögen in einem Testament berücksichtigt wird, ist ein Testament ein „gutes“ Testament.
Exakt an dieser Stelle liegt der größte Schwachpunkt der Testamentsgeneratoren – und damit das größte Risiko, wenn man mit einem solchen Generator ein Testament online erstellen will: Sie sind nicht in der Lage, kompliziertere individuelle Vermögens- und Familiensituationen rechtlich korrekt zu erfassen, passende Lösungen zu entwerfen und textlich korrekt umzusetzen.
Vor allem bei komplexen Konstellationen, z. B. bei
- Patchworkfamilien,
- Immobilien im Nachlass,
- Unternehmer-Vermögen und/oder
- Bezug des Nachlasses zum Ausland (z. B. Immobilien im Ausland)
stoßen Generatoren schnell an Grenzen, allerdings ohne dass sie das zu erkennen geben. Das Gleiche gilt für klassische rechtliche Fallstricke in der Nachlassgestaltung wie z. B. Pflichtteilsansprüche, falls gesetzliche Erben enterbt werden (was zum Beispiel dann der Fall ist, wenn Ehegatten sich beim Erbfall gegenseitig als Alleinerben einsetzen und die Kinder erst beim Tod des Zweiten Erben werden sollen). Auch erbschaftssteuerliche Folgen können Testamentsgeneratoren nicht oder nur unzureichend berücksichtigen. Die Erbschaftsteuer spielt bei der Nachlassgestaltung aber eine immens wichtige Rolle.
Kurzum: Das Risiko in der Nutzung von Testamentsgeneratoren liegt vor allem darin, dass sie Nutzer mit einfachen Lösungen schnell in falscher Sicherheit wiegen. Denn wer seinen Nachlass auf diesem Weg gestaltet, hinterlässt seinen Erben im schlimmsten Fall erbrechtliches Chaos mit einem hohen Risiko, dass sich jahrelange Erbstreitigkeiten entwickeln und mit dem Risiko erheblicher steuerrechtlicher Nachteile für die Erben. Eben das alles sollte ein Testament im besten Fall eigentlich vermeiden.
Welche Alternativen zum Testamentsgenerator gibt es?
Eine gute und rechtssichere Alternative zu automatisch online erstellten Testamentsvorlagen ist ein handschriftliches Testament, das nach ausführlicher, persönlicher und professioneller Beratung durch einen Rechtsanwalt für Erbrecht bzw. bestenfalls durch einen Fachanwalt für Erbrecht entsteht.
Im Rahmen dieser Beratung ist es möglich, absolut vertraulich (Schweigepflicht des Anwalts) sehr individuell familiäre und finanzielle Verhältnisse und persönliche Wünsche zu klären und im Testament rechtssicher umzusetzen.
Am Ende der Beratung steht dann der Text für ein persönliches Testament – auf Wunsch auch mit dem Ehegatten zusammen. Dieser Text sollte dann handschriftlich geschrieben und unterschrieben werden, damit das Testament wirksam ist.
Testamentsgeneratoren wiegen in falscher Sicherheit
Testamentsgeneratoren sind schnell und (vermeintlich) günstig, stoßen aber inhaltlich schnell an Grenzen. Das kann vor allem für Erben fatale Folgen haben und zu jahrelangen Erbstreitigkeiten und erheblichen Steuernachteilen führen. Die dadurch entstehenden Folgekosten/Nachteile übersteigen das Honorar eines fachkundigen Beraters für die Erstellung eines soliden Testaments regelmäßig bei Weitem.
Diese Generatoren können deswegen bei klaren Familienverhältnissen und einem überschaubaren Vermögen zwar als erster Anhaltspunkt dienen. Sie ersetzen allerdings eine persönliche, individuelle Beratung durch Experten für Erbrecht weder fachlich noch menschlich.
KI und Algorithmen ersetzen nicht die Beratung vor persönlichen Entscheidungen
Die Regelung des eigenen Vermächtnisses durch Errichtung eines Testaments ist für die meisten Menschen eine hochemotionale Angelegenheit. Die KI und ihre Algorithmen/Textgeneratoren sind aber nicht in der Lage, persönliche Entscheidungsprozesse empathisch nachzuvollziehen und eine Entscheidungsfindung emotionsgebunden zu unterstützen.
Auch wenn die Künstliche Intelligenz (KI/AI) fortlaufend mit Sachinformationen gefüttert wird, wird der Mensch den Maschinen auf menschlicher Ebene dauerhaft überlegen bleiben. Darin liegt auch bei der Testamentsberatung ein ganz wesentlicher Wert: den Menschen die verlässliche Gewissheit zu geben, eine gute Entscheidung getroffen zu haben.
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Nicolai Utz
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