Was ist meine Firma wert? Unternehmensbewertung im Rahmen der Unternehmensnachfolge

Die Unternehmensbewertung ist eine zentrale Grundlage für strategische Entscheidungen – etwa bei der Nachfolgegestaltung, beim Firmenverkauf oder beim Einstieg von Investoren. Eine fundierte Bewertung hilft Unternehmern nicht nur bei Verhandlungen, sondern auch bei der eigenen Planung, und steht folglich im Fokus einer jeden Nachfolgeregelung.

Die Unternehmensnachfolge gehört zu den größten Herausforderungen für Unternehmerinnen und Unternehmer. Neben betriebswirtschaftlichen und steuerlichen Fragen ist es vor allen Dingen die emotionale Komponente, die den Prozess der Unternehmensnachfolge so schwierig macht. Das eigene Lebenswerk in andere Hände zu legen, ist nicht leicht. Häufig wird deshalb die Entscheidung hinausgezögert, bis Zeitdruck schnelle Lösungen erzwingt.

Aber gerade die Frage, was das Lebenswerk letztendlich wert ist, ist ein entscheidender Faktor bei der anstehenden Übergabe. Ein Unternehmen sollte deshalb keinesfalls unter zeitlichem Druck übergeben bzw. bewertet werden. Vielmehr ist es sinnvoll, die Unternehmensnachfolge langfristig zu planen und so den Unternehmenswert bis zur Übergabe bzw. Unternehmensbewertung noch positiv beeinflussen zu können.

Eine Unternehmensbewertung hilft bei der Bestimmung eines Unternehmenswertes und ist somit für fundierte Verhandlungen nahezu unerlässlich. Sie schafft in Situationen wie Verkauf, Erbauseinandersetzungen, Gesellschafterwechsel, Fusionen oder Scheidungen Transparenz und Klarheit über den Wertansatz.

Vorteile für verschiedene Parteien:

  • Unternehmer nutzen die Bewertung für strategische Entscheidungen, wie z. B. Nachfolge oder Umstrukturierung.
  • Investoren erhalten eine objektive Einschätzung des Potenzials und Risikos des Unternehmens.
  • Käufer vermeiden Überzahlungen und minimieren Risiken.
  • Bei Erbschaften oder Scheidungen hilft die Bewertung, gerechte Lösungen zu finden.

Die Bewertung ist nicht nur eine reine Zahlenanalyse, sondern ein strategisches Instrument, das auch die künftigen Chancen, Risiken und die Ertragskraft eines Betriebs abbildet. Obwohl der „richtige“ Unternehmenswert unterschiedlich wahrgenommen wird, hilft eine fundierte Bewertung, grobe Fehleinschätzungen zu vermeiden und eine Verhandlungsbasis zu schaffen.

Die Unternehmensbewertung ist deshalb so wichtig, weil sie Transparenz, Objektivität und Entscheidungsgrundlagen für vielfältige wirtschaftliche Prozesse schafft – vom Verkauf bis zur Nachfolge und darüber hinaus.

Wichtig zu wissen: Eine häufige Fehlannahme ist die Gleichsetzung von ermitteltem Unternehmenswert und erzielbarem Verkaufspreis. Die Bewertung schafft stattdessen eine fundierte Ausgangsbasis für Verhandlungen.

Je nach Phase können dabei unterschiedliche Bewertungsansätze und -methoden zum Einsatz kommen.

Für die Unternehmensbewertung gibt es kein allgemein gültiges Verfahren, mit dessen Hilfe sich der Wert eines Unternehmens eindeutig bestimmen lässt. Vielmehr bestehen verschiedene Berechnungsverfahren. Meist lassen sich Marktpreise bei inhabergeführten kleinen und mittleren Unternehmen nicht unmittelbar aus Marktparametern ableiten.

Unterschieden wird hierbei insbesondere in vergangenheits- und zukunftsorientierte Verfahren:

Bei der Substanzwertmethode werden sämtliche Vermögenswerte wie Gebäude, Maschinen und Lagerbestände bewertet. Nach Abzug der Schulden ergibt sich der Substanzwert.
Nachteil dieser Methode: Die zukünftige Ertragskraft bleibt unberücksichtigt.

Im Fokus dieser Bewertungsmethode stehen die zukünftigen Einnahmenüberschüsse. Entscheidend ist, welche Erträge das Unternehmen in den nächsten Jahren erwirtschaften kann, um somit den investierten Kaufpreis mittelfristig abzudecken.
Herausforderung: Die realistische Einschätzung eines angemessenen Zinssatzes sowie die prognostizierten Rückflüsse der Folgejahre.

Hier dient der Vergleich mit ähnlichen Unternehmen als Grundlage. Unternehmen werden dabei meist als Vielfaches ihres operativen Gewinns („EBITDA-Multiple“) bewertet. Die Aussagekraft ist stark von der Vergleichbarkeit der Unternehmensdaten abhängig und wird oft zur Plausibilisierung anderer Methoden herangezogen.

MethodeGrundlageVorteilNachteil
SubstanzwertmethodeVermögenswerte – Schulden Klare Darstellung materieller WerteKeine Berücksichtigung zukünftiger Erträge
ErtragswertmethodeZukünftige ErträgeZukunftsorientiertAbhängig vom gewählten Zinssatz
Multiple-MethodeMarktvergleich (EBITDA etc.)Orientierung an MarktpreisenEingeschränkte Vergleichbarkeit

Letztlich bleibt es aber den Verhandlungen zwischen Übergeber und Nachfolger überlassen, sich auf einen angemessenen Kaufpreis zu einigen.

Ratsam ist eine frühzeitige Einleitung von werttreibenden Maßnahmen zur Optimierung der nachhaltigen Ertragskraft sowie der Bilanzstruktur des Unternehmens. Eine langfristig geplante Unternehmensnachfolge sowie ein hieraus resultierender Nachfolgeprozess sind entscheidend zur Sicherstellung einer erfolgreichen Transaktion.

Wichtig zu wissen: Ein strukturierter Prozess nimmt erfahrungsgemäß mindestens 6 bis 12 Monate Zeit in Anspruch.

Durch die Nutzung von Prozessoptimierungspotential kann zum Beispiel die im Unternehmen gebundene Liquidität (working capital) reduziert werden und ein größerer Betrag an Liquidität im Rahmen der Unternehmensnachfolge ausgeschüttet werden. Des Weiteren kann durch Adjustierung der Fremdverbindlichkeiten die Verschuldungsquote optimiert werden.

Die Bewertungspraxis entwickelt sich ständig weiter. Folgende Punkte sind für die aktuelle Bewertung von Unternehmen nun maßgeblich:

  • Überarbeiteter Bewertungsstandard: Der Standard IDW ES 1 wurde weiterentwickelt und berücksichtigt jetzt zusätzlich moderne Wertkonzepte und eine erweiterte Marktorientierung. Die Rolle externer Markt- und Wettbewerbsanalysen sowie die Berücksichtigung von Synergieeffekten werden gestärkt. Auch das Stichtagsprinzip und die Informationsabgrenzung werden praxisnäher interpretiert, was zu mehr Transparenz und erhöhten Anforderungen an die Dokumentation der Bewertung führt.
  • Gestiegener Basiszinssatz: Nach Jahren historisch niedriger Werte beträgt dieser nach IDW S 1 zum 01.09.2025 nun 3,00 %. Damit steigen die Kapitalkosten, was die Ergebnisse von Ertragswert- und Discounted-Cashflow-Berechnungen spürbar beeinflusst. Diese Entwicklung spiegelt die aktuellen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die Geldpolitik wider.
  • Darüber hinaus gewinnen der Vergleich mit aktuellen Markt-Multiples und die Digitalisierung an Bedeutung. In der Praxis dienen Multiplikatoren weiterhin der Plausibilisierung anderer Methoden – die Branchendurchschnitte (z.B. EBIT- oder EBITDA-Multiples) sind ein zentrales Entscheidungskriterium im M&A-Markt. Digitalisierungspotenziale und Nachhaltigkeitskriterien (ESG-Faktoren) fließen verstärkt mit ein: Innovationskraft, Resilienz, Kunden- und Mitarbeiterbindung sowie Cybersicherheit sind mittlerweile wichtige qualitative Elemente bei der Bewertung. 
  • Wählen Sie gemeinsam mit erfahrenen Fachleuten die passende Bewertungsmethode aus.
  • Transparenz und ein feinfühliges Vorgehen helfen, Unsicherheiten zu vermeiden und Klarheit für alle Beteiligten zu schaffen.
  • Berücksichtigen Sie neben finanziellen Aspekten auch qualitative Faktoren wie Unternehmenskultur und Zukunftsfähigkeit.

Eine sorgfältige, nachvollziehbare Unternehmensbewertung ist für Nachfolge, Verkauf und Investorensuche essenziell. Die eingangs gestellte Frage „Was ist meine Firma wert?“ lässt sich jedoch nicht pauschal beantworten – entscheidend sind Zielsetzung, gewählte Methode und aktuelle Marktbedingungen.

Und nicht zu vergessen: Gerade bei familieninternen Nachfolgelösungen oder Übergaben an Mitarbeitende spielen emotionale Faktoren und Fragen der Kontinuität eine große Rolle. Hier wird nicht selten bewusst auf den höchsten Preis verzichtet, um das Lebenswerk in vertraute Hände zu legen.

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Ihr ACCONSIS-Ansprechpartner

Christoph Zelaskowski
Dipl.-Kfm.
Wirtschaftsprüfer, Steuerberater
Geschäftsführer der ACCONSIS

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Wie berechne ich den Unternehmenswert?
Je nach Methode wird entweder das Vermögen (Substanzwert), die künftige Ertragskraft (Ertragswert) oder ein Marktvergleich (Multiple) herangezogen.

Welche Methode eignet sich für KMU?
Für kleine und mittelständische Unternehmen wird häufig die Ertragswertmethode verwendet, ergänzt durch Markt-Multiples zur Plausibilisierung.

Wie wirkt sich der Zinssatz 2025 auf die Bewertung aus?
Der Basiszinssatz von 3,0 % führt zu höheren Kapitalkosten und kann den Unternehmenswert bei gleichbleibenden Gewinnen senken.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit (ESG) bei der Bewertung?
ESG-Faktoren wie Energieeffizienz, Innovationskraft und Mitarbeiterbindung fließen zunehmend in die Bewertung ein und steigern insbesondere die Attraktivität für Investoren.