Non-Profit-Organisationen & ESG: mehr als nur einem Trend folgen?

Der Begriff „ESG“ ist derzeit in aller Munde. Dabei ist ESG nicht mehr nur ein Buzzword, sondern Ausdruck einer gewandelten Wirtschaftskultur als Folge eines gesellschaftlichen Wandels, des Klimawandels und politischer Krisen. Aber warum sollten sich Non-Profit-Organisationen (NPO) diesem Thema widmen und sich entsprechend für die Zukunft aufstellen?

Wofür steht ESG genau?

Die Abkürzung „ESG“ steht für die englischen Begriffe „Enviroment – Social – Governance! –im Deutschen: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung –und das im Zusammenhang mit Unternehmens- oder Organisationsstrategie.

Im Detail geht es bei den jeweiligen Begriffen um folgende Aspekte:   

  • E steht für Umweltschutzaspekte im Unternehmen, also beispielsweise die Reduzierung der Emission von Treibhausgasen und/oder Schadstoffen bei der Produktion oder einen insgesamt energieeffizienten Betrieb, z. B. durch Einsparen von Strom etc.  
  • S steht für Arbeits- und Gesundheitsschutzaspekte, Diversity und gesellschaftliches Engagement, Menschenrechte und Chancengleichheit. Hier geht es darum, die Menschen im Unternehmen besser zu schützen und wertzuschätzen.   
  • G beschreibt nachhaltige Unternehmensführung und Unternehmenswerte – u. a. Korruptionsbekämpfung, effektive Compliance und Aufsichtsstrukturen. Beim Thema Governance steht im Fokus, dass Unternehmen rechtmäßig und ethisch korrekt arbeiten.

ESG bezeichnet also Kriterien für ein nachhaltiges Wirtschaften von Unternehmen in Beziehung auf Umweltaspekte, soziale Aspekte und integre Unternehmensorganisation.

Im besten Fall schafft die Orientierung an allen drei ESG-Prinzipien bei optimaler Umsetzung nachhaltige, zukunftsfähige Unternehmen und Geschäftsmodelle – attraktiv für Kunden und: Investoren.

Nachhaltigkeit: die Erwartung an Non-Profit-Organisationen

Die Erwartungen in Bezug auf Nachhaltigkeit an NPOs im nichtmonetären Bereich sind hoch: Hier geht es nicht um Gewinnmaximierung, sondern um einen möglichst positiven Impact auf die Gesellschaft – je nach Thema und Tätigkeitsbereich meist um Mehrwert im sozialen Bereich oder bei Umwelthemen.

Nicht umsonst sind hier in der öffentlichen Wahrnehmung vor allem die Erwartungen an die Nachhaltigkeit einer Organisation besonders hoch. Gerade Non-Profit-Organisationen sollten sich dem Thema daher jedenfalls genauso stellen wie Wirtschaftsunternehmen, auch wenn sie nicht in erster Linie Waren oder Dienstleistungen verkaufen, um Gewinne zu erwirtschaften. Denn auch für die Akquise von Finanzmitteln im NPO-Bereich ist es inzwischen nicht mehr möglich, das Thema Nachhaltigkeit auszublenden.

Ohne ESG keine Finanzmittel mehr?  

Die Akquise von Finanzmitteln ist für alle NPOs ein wesentliches Thema. Denn das Vertrauen der Öffentlichkeit in den Wohltätigkeitssektor ist zwar groß, aber eine gewisse Skepsis besteht weiterhin: Wofür werden die Mittel verwendet? Fließt zu viel Geld in die Verwaltung? Arbeitet die NPO auch selbst nachhaltig, lebt also, wofür sie steht?

Vor allem Spender und Förderer wollen Gewissheit, dass eine Wohltätigkeitsorganisation ihren Zweck absolut in den Vordergrund stellt und sich so aufstellt, dass Mittel und Ressourcen vor allem dafür eingesetzt werden. Gelder sollen unmittelbar der Sache zugutekommen, das Unternehmen soll verantwortungsbewusst handeln – Gelder sollen nicht in der Verwaltung verpuffen oder in dunklen Kanälen verschwinden. Gleichzeitig sind NPOs auf Geld von diesen Spendern und Förderern angewiesen, um ihren Zweck verfolgen zu können.

Damit geht es bei NPOs nicht um eine möglichst positive öffentliche Wahrnehmung zur Kundenakquise, sondern zur Mittelakquise. Es geht darum, Spender und Geldgeber in allen erdenklichen Größenordnungen zu finden und zu überzeugen. Genau diese Geldgeber und Spender werden künftig genauer hinsehen, ob NPOs im Sinne der ESG-Prinzipien nachhaltig arbeiten. Sie werden – wie Investoren und Kunden bei Wirtschaftsunternehmen – ihre Entscheidung für eine finanzielle Unterstützung künftig mehr und mehr davon abhängig machen, ob die Erwartungen an Nachhaltigkeit erfüllt werden oder nicht.

ESG-Prinzipien essenziell für Ressourcenbeschaffung und darüber  hinaus

Für NPOs kann die Berücksichtigung von ESG-Prinzipien daher ein wichtiger Faktor bei der Ressourcenbeschaffung und darüber hinaus sein:

  • Organisationen, die nachweislich umweltbewusst, sozial verantwortlich und gut geführt sind, haben bessere Chancen, finanzielle Unterstützung zu erhalten.
  • ESG-konforme NPOs können sich von der Konkurrenz abheben und das Interesse potenzieller Spender und Partner wecken.
  • Durch die Integration von ESG-Prinzipien können NPOs ihre Mission stärken und sicherstellen, dass ihre internen Prozesse und externen Aktivitäten im Einklang mit ihren Kernwerten stehen und so überzeugen.

Besondere Bedeutung des Gs in ESG für NPOs

Dabei scheint es so, als wäre ein wichtiger Aspekt bei NPOs für alle Spender und Geldgeber das Thema Governance. Gerade bei NPOs legen Spender, Geldgeber und Personen, die sich engagieren wollen, größten Wert auf eine möglichst effiziente und transparente Struktur und Organisation, die effizient überwacht wird, damit mit den finanziellen Mitteln für einen guten Zweck kein Schindluder getrieben wird. Das G hat bei NPOs für Spender und Geldgeber einen mindestens so hohen Stellenwert wie bei Wirtschaftsunternehmen für Investoren. Es geht also auch hier nicht nur darum, sozial und klimafreundlich aufgestellt zu sein – das Thema Governance sollte mindestens den gleichen Stellenwert bekommen. 

Vorreiterrolle, Transparenz und Zukunftsfähigkeit  

Daran zeigt sich: Wer ESG-Prinzipien integriert, wird die notwendige finanzielle Unterstützung leichter akquirieren, um den Zweck zu erreichen. Aber das Potenzial, ESG-Prinzipien in einer NPO zu integrieren und zu leben, ist noch deutlich größer:

NPOs werden zum Vorreiter eines positiven Wandels. Durch die Entscheidung, z. B. nur mit Unternehmen zusammenzuarbeiten und Verträge mit Unternehmen zu schließen, die selbst ESG-Prinzipien leben, kann eine Organisation die eigene gesellschaftspolitische Verantwortung positiv nach außen tragen, mit gutem Beispiel vorangehen und andere zum gleichen Verhalten inspirieren.

Verbesserte Transparenz schafft Vertrauen. Existieren ESG-Kennzahlen und werden sie offengelegt, ist das ein Zeichen für Vertrauenswürdigkeit und Authentizität. Das ist besonders wichtig, da Spender, Förderer und die breite Öffentlichkeit zunehmend erwarten, dass Organisationen offenlegen, wie sie ihre Ziele erreichen und welche Auswirkungen ihre Aktivitäten haben. Was in Unternehmen und im Investmentbereich schon zum Alltag wird, macht auch hier Sinn. Spender unterscheiden sich hier nicht von Investoren!

Bereit für die Zukunft. Die Gen Z legt großen Wert auf Wirtschaften im Sinne gesamtgesellschaftlicher Werte, für die auch ESG steht. Wer bereit ist, nach diesen Grundsätzen zu arbeiten, macht sich selbst zukunftsfähig und ist für den War of Talents gerüstet. Auch NPOs haben so gute Chancen, junge Bewerberinnen und Bewerber für sich zu gewinnen – ob als Angestellte oder als Ehrenamtliche.

ESG-Framework: Wie man ESG-Kriterien integriert   

Doch wie gelingt es, ESG-Prinzipien in einer Non-Profit-Organisation zu integrieren? Die Basis dafür kann ein ESG-Framework sein – eine Reihe von Regelungen und Richtlinien innerhalb der Organisation, an der sich die NPO selbst „misst“.  

Derartige ESG-Frameworks bilden auch die Basis, wenn es darum geht, einen ESG-Bericht zu erstellen und zu veröffentlichen, auch wenn für NPOs eine solche Nachhaltigkeitsberichterstattung – anders als teils schon bei größeren Unternehmen – nicht gesetzlich verpflichtend vorgesehen ist.

Um ein solches Framework errichten zu können, ist es entscheidend, in den Kategorien E, S und G die richtigen Fragen zu stellen (Analyse) und anschließend Handlungs- und Verbesserungsmöglichkeiten zu ermitteln. Die Umsetzung geschieht dann über interne Richtlinien, deren Einhaltung regelmäßig überprüft wird. Hierbei können wir Sie gerne unterstützen.

Fazit

Das Thema ESG wird zunehmend zu einer wichtigen Säule der Unternehmensstrategie – in Konzernen, großen Unternehmen, KMU und in Non-Profit-Organisationen. Dass dieses Thema auch an NPOs nicht vorbeigeht, verwundert dabei nicht: Gerade gemeinnützige Stiftungen und Vereine sowie Unternehmen des dritten Sektors spielen eine wichtige Rolle, wenn es um die Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen und einen positiven Wandel geht.

Es erscheint deshalb nur folgerichtig, wenn sich gemeinnützige Stiftungen, Vereine und NPOs fit für die Zukunft machen und das Thema Nachhaltigkeit für sich in den Fokus nehmen.

Rundum-Services für NPO

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Mehr dazu erfahren Sie auf der Seite „Stiftungen, Vereine etc.“.

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Leon Feyler


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