Die Stiftung. Perspektiven für Ihr Unternehmen!

Die Stiftung rückt in den Fokus von Unternehmen und vermögenden Personen auch in Deutschland: Heute werden laut Bundesverband Deutscher Stiftungen jährlich zehnmal so viele Stiftungen ins Leben gerufen als noch 2005. Die Dynamik hält an. Das aktuelle Vermögen deutscher Stiftungen summiert sich auf 140 Milliarden Euro.

Nur wenige sind sehr groß
Die Kapitalausstattung der rechtsfähigen Stiftungen – von denen es rund 20.000 hierzulande gibt – ist sehr unterschiedlich. Längst nicht alle sind groß: Jede vierte Stiftung baut auf maximal 100.000 Euro. Das Gros, nämlich 45,9 %, haben zwischen 100.000 Euro und 1 Mio. Euro zur Verfügung. Immerhin 4,5 % beziffern ihr Stiftungsvermögen auf bis zu 100 Mio. Euro; lediglich 0,8 % liegen noch darüber. Also: Es zählen längst nicht nur die ganz großen Beträge.

Wohltätig und gemeinnützig
Gemeinnützigkeit treibt die weitaus meisten Stiftungen in Deutschland an, 95 % haben diesen Zweck in ihrer Satzung festgelegt. Dem entspricht, dass viele Stifter Unternehmer sind, die der Gesellschaft mit der Stiftung „etwas zurückgeben“ möchten.

Zahlreiche Stiftungen dienen der Wissenschaft, oft als Förderstiftung, die nicht selbst operativ tätig ist. Öffentlich bekannt sind Beispiele aus der Kunst- und Museumsszene, die oft von Unternehmerfamilien ins Leben gerufen werden. Häufig machen sich Stiftungen auch die Förderung der Heimatregion zur Aufgabe.

Gestaltungsmittel der Unternehmenskultur
Auch unternehmerisch ist eine Stiftung interessant. Sie kann vielfältig der Verwirklichung von Zielen und Aufgaben des Unternehmens dienen, selbst kommerzielle Zwecke sind machbar, dann entfallen allerdings steuerliche Vorteile. In Form einer Stiftung werden auch Einrichtungen geschaffen, die die Mitarbeiter im Blick haben. Traditionell widmen sie sich beispielsweise der Freizeitgestaltung. Zu ihren klassischen Themen zählt der Sport. Auch das Wandern im alpinen Bereich bietet sich an.
Dass Unternehmen eine Stiftung als Initiative gründen, um – heute auch mit der Belegschaft zusammen – gemeinnützige Ziele zu verwirklichen, kommt häufiger vor. Der Naturschutz gehört dazu, weil er den historisch naturverbundenen Menschen in Deutschland entspricht. Dass Mitarbeiter auf diesem Gebiet bedeutende Eigenleistungen einbringen können, ist heute zunehmend wichtiger: Die Mitwirkung – das „Involvement“ – stärkt die Identifikation der Belegschaft mit dem Unternehmen.

Manche Unternehmen streben mit ihrer Stiftung an das Identitätserlebnis im Unternehmen mit tieferem Sinn aufzuladen: Von „Wir sind eine kommerzielle Zweckgemeinschaft“ hin zu „Wir sind eine Wertegemeinschaft“. Für die Stärkung dieser ideellen Gemeinschaftsbildung ist eine Stiftung besonders hilfreich, wenn sie sich öffentlich intensiv diskutierten Fragen widmet. „Hilfe für Flüchtlinge“ ist eine solche hoch aktuelle Aufgabe.

Erste Wahl für langfristige Lösungen
Die früheste Stiftung, die zwar nicht mehr existiert, aber heute noch ein Begriff ist, war Platons legendäre Akademie in Athen. Sind bestand bis ins 6. Jahrhundert nach Christus, also gut 900 Jahre lang. Eine noch längere Zeit, nämlich genau 1.086 Jahre, besteht die bayerische Bürgerspital-Stiftung in Wemding. Sie ist eine der rund 250 Stiftungen in Deutschland, die älter als 500 Jahre alt sind – und nach wie vor ihrem Stiftungszweck nachkommen.
Diese Dauerhaftigkeit ist ein markantes Merkmal der Stiftung; kaum eine andere Form weist so gute Aussichten auf, schwierige Zeiten zu überstehen, ohne ihren Sinn und Zweck aufzugeben.

Stiftung zur Sicherung der Unternehmensentwicklung
Wegen der guten Aussichten auf hohe Stabilität, ist die eigentumsrechtliche Übertragung eines Unternehmens in eine Stiftung eine interessante Möglichkeit. Vor allem, wenn die Familie beziehungsweise der Eigentümerkreis weit verzweigt sind. Für die strategische Konsistenz einer Unternehmensplanung ist die Stiftung eine der stärksten Lösungen. Divergierende Auffassungen in der Familie beeinträchtigen dann nicht mehr die Entwicklungssicherheit des Unternehmens. Finanziell kann die Stiftung für alle Mitglieder der Eigentümerfamilie attraktiv sein. Denn die unternehmensverbundene Stiftung darf Ausschüttungen aus den Gewinnen in der Höhe vornehmen, die in der Satzung geregelt und vom Stiftungsvorstand beschlossen werden. Je konsequenter der unternehmerische Kurs gehalten wird, umso günstiger sind die Gewinnaussichten und umso größer sind die Ausschüttungsmöglichkeiten. Der Preis dafür ist, dass die Familie ihre Stimmrechte bei der Stiftungsgründung auf einen begrenzten Führungskreis der Stiftung überträgt. Dafür können sie zum Beispiel eine jährliche Pension erhalten, deren Höhe an bestimmte Kriterien gebunden ist, insbesondere an die Gewinnlage.

Unternehmensstrategische Richtungsstreitigkeiten in der Familie verlieren an Gewicht. Und dem „familienpolitischen“ Taktieren und der Lagerbildung wird der Nährboden entzogen. Selbst für den Familienfrieden ist eine Stiftung ein Gewinn.

Zukunft für unternehmensverbundene Stiftungen
Hierzulande spielen vermögensstrategisch motivierte Stiftungen noch keine große Rolle. Im internationalen Vergleich ist Deutschland jedoch eine Ausnahme. In Österreich zum Beispiel sind weniger als 10 % der Stiftungen gemeinnützig. Ob diese Differenz zwischen diesen beiden deutschsprachigen Nationen bleibt?

Im kommenden Jahrzehnt werden in Deutschland etwa 2,6 Billionen Euro vererbt werden. Stiftungen gründen meistens die Erblasser, viel seltener die Empfänger des Nachlasses. Es ist anzunehmen, dass die Zahl der Stiftungen, die zur Sicherung des Vermögens und des Familienfriedens gegründet werden, sehr stark steigen wird.